Herr Schäfer sitzt mir gegenüber und wirkt etwas hilflos. Seine Tochter hat ihn hergeschickt, er solle sich mal beraten lassen.
Ich frage ihn, in welche Richtung denn die Beratung gehen solle und erhalte folgende Antwort:
„Ach, Herr Doktor, meine Tochter meinte, dass ich doch neben meiner normalen Behandlung auch noch ergänzende Komplikationsmedizin machen sollte und Sie sollten mich mal darüber informieren. Also richtig Lust habe ich ja keine, denn meine Chemotherapie schlaucht mich ganz schön!“
„Herr Schäfer, den Doktortitel habe ich nicht. Ich bin einfach nur der Herr Bach und das etwas schwierige Wort heißt Komplementärmedizin, also ergänzende (Komplementäre) Anwendungen zu den üblichen Behandlungsarten.“
Er nimmt meine Korrektur gelassen auf und scheint auch zufrieden zu sein mal nicht mit einem Herrn Doktor sprechen zu müssen, sondern ein normaler Mensch, der aber zumindest auch Ahnung zu haben scheint und auf Augenhöhe kommunizieren möchte.
„Was ist denn der Wunsch Ihrer Tochter an diese Sitzung, was soll denn nach deren Sicht hier am besten passieren?“
„Ja, das hat sie genau definiert. Ich soll dann wieder nach Hause kommen, völlig begeistert für all das was auch komplementär gegen den Krebs unternommen werden kann. Und dann würde sie mit mir überall hinfahren, wo ich etwas Gutes für mich erhalten könnte.“
„Wie wäre diese Phantasie Ihrer Tochter für Sie? Ist das auch Ihre Zukunftsvision?“
„Nein, nein ich sehe mich da eher ruhig und gelassen bei mir im Garten sitzen, so ein bisschen wie der Cartoon von Loriot in dem der Mann im Sessel sitzt und einfach nur so dasitzen möchte, während die Frau im Hintergrund hin und her rennt und ihn nervt.“
„Ahh, so ein bisschen genervt sind Sie wohl dann schon von den Wünschen ihrer Tochter?“
„Ja, naja, sie meint es sicherlich gut, aber ich bin zurzeit eher darauf aus, meine Ruhe zu haben. Nun ja, jetzt bin ich da und vielleicht haben Sie doch irgendeinen Tipp für mich, der mir hilft und vielleicht auch meine Tochter befriedigen könnte? Irgendwie will sie was für mich tun, glaube ich. Ich habe sie sehr unterstützt im Leben und nun meint sie wohl, dass sie mir etwas zurückgeben möchte, durch ihre Fürsorge.“
„Was wissen Sie denn über alternative oder komplementäre Behandlungsmodelle?“
„Nix, ich würde mich freuen, wenn Sie mir einfach einen Überblick geben würden.“
„Na klar gerne, ich hole mal etwas weiter aus mit einem kleinen historischen Abriss.
Es gab in allen Zeiten 2 unterschiedliche Heilsysteme, die eine Richtung war an die Religion gebunden und fand in Tempeln statt, wo die Krankheiten als eine Versündigung gegen die Götter angesehen wurde und durch entsprechende Unterwerfung unter göttliche Gesetze und entsprechende Opfergaben wurde Heilung versprochen. Diese Form der Medizin hatte viel mit Glauben, Ritualen und Erkenntnisprozessen zu tun, denn wenn ich weiß was ich falsch gemacht habe, also gegen welchen Gott ich gesündigt habe, dann kann ich durch Reue und Buße wieder Aussöhnung erlangen und heil werden. Das hatte schon immer besonders durch den Ritualcharakter große Wirkung auf die Seele der Menschen und bewirkte tatsächlich auch Heilung. Solche Geschichten kennen wir auch in der heutigen Zeit, wenn die Menschen voller Inbrunst in Lourdes oder an anderen heiligen Stätten beten und Heilungen erfahren.
Dann gab es noch die Volksheilkunde, die meistens durch Frauen ausgeübt wurde, die durch Kräuter, Salben und Tees und entsprechender Hexerei entdeckten, wie Wirkstoffe der Pflanzen den Körper beeinflussen und Heilung induzierten. Es war eine Erfahrungsheilkunde. Diese weisen Frauen waren praktisch die ersten Wissenschaftlerinnen mit ihren Forschungslaboren.
Durch die monotheistischen Religionen, insbesondere das Christentum, wurde gerade auch in den Zeiten der Inquisition die Volksheilkunde in die Dunkelheit gedrängt. Nur noch Gott durfte heilen und das war natürlich auch mit Geldzuflüssen verbunden, die in Richtung Kirche flossen. Allerdings hatten sich die Mönche die Kenntnisse der Kräuterfrauen zu eigen gemacht und so kam es zu den klösterlichen Kräutergärten und einer Vermischung der beiden Traditionen.
Mit der Aufklärung wurde eine starke Zäsur ins Denken der Menschen gebracht. Es gab jetzt den Körper und der wurde betrachtet wie eine Maschine, die auch wieder in Balance zu bringen sein musste. Es wurde aufgeschnitten, seziert und untersucht, wie der Körper wohl funktioniert, was vorher Jahrhunderte lang verboten war. Nur an Tieren konnte man die inneren Organe studieren. Nun wurde das psychische allerdings der Religion zugesprochen und der Körper der neu entstandenen „Schulmedizin“.
Erst in den späten 70ern des letzten Jahrhunderts wurde der Einfluss der Psyche oder Seele auf den Menschen wieder mehr Beachtung geschenkt. Das Wort Psychosomatik kam in Mode und auch eine Renaissance zu Naturheilkunde und den sogenannten alternativen Verfahren entstand. Diese hatten sich auch im internationalen Austausch durch die Homöopathie, die Akupunktur oder das Ayur-Veda sehr gestärkt und nun konnte auf der ganzen Welt Wissensaustausch betrieben werden.
Mittlerweile gibt es Lehrstühle an den Universitäten für Psycho-Neuro-Endokrinologie, man kann sich als Arzt in Naturheilverfahren fortbilden und Akupunktur und Osteopathie können sogar von den Krankenkassen bezahlt werden.
Eine komplementäre Strategie der Krebsbehandlung inkludiert nun beide Ansätze. Sie können durch Operationen, Chemotherapie, Immuntherapie oder Bestrahlung auf der rein körperlichen Ebene Unterstützung erfahren und dann die regenerativen Kräfte aber auch Ihre Psyche durch alternative Behandlungsarten und Psychoonkologie unterstützen.
Viele Menschen sehen dabei in dem Motto „Soviel Naturheilkunde wie möglich und so wenig Schulmedizin wie nötig“ den goldenen Mittelweg.
Es gibt im Bereich der alternativen Methoden sehr viele Ansatzpunkte und im Internet finden Sie sehr viel Unterstützung dabei. Eine sehr gute Seite ist zum Beispiel die Homepage des Vereins Biologische Krebsabwehr e.V.
Hier finden Sie zu allen möglichen Krebsarten einen guten Überblick über die möglichen alternativen Behandlungsarten.
Auch Dr. Douwes von der St. Georg Klinik in Bad Aibling hat sehr viele aktuelle Artikel verfasst, die unterschiedlichste Aspekte einer Krebserkrankung beleuchten und Behandlungswege vorstellen.
Diese finden Sie hier
Ich sende Ihnen die Links auf Ihr Smartphone, dann können Sie von dort direkt auf die Informationen zugreifen oder es auch an Ihre Tochter weiterleiten.
Um Ihnen mal ein konkretes für eine alternative Behandlungsmöglichkeit zu geben nehme ich mal die Hyperthermie. Dabei wird entweder im ganzen Körper oder auch nur regional eine Erhöhung der Kerntemperatur durch Infrarotwärme erzeugt. Diese Erhöhung führt dazu, dass die weniger gut durchbluteten Krebszellen absterben, da sie keinen guten Kühlmechanismus haben, oder aber ihre Tarnung für das Immunsystem aufgeben müssen und dadurch besser vom Immunsystem erkannt werden können. Außerdem ist dieses künstlich erzeugte Fieber ein Segen für das Immunsystem und eine richtige Rosskur. Sie fühlen sich danach wie neu geboren. Wie gesagt das ist nur ein Beispiel von vielen.
Unser Angebot in der Psychoonkologischen Beraterpraxis stellt eine weitere Möglichkeit dar, Sie während und nach der normalen Behandlung zu begleiten. Wir kümmern uns um Ihre Motivation, wenn Sie mal einen Durchhänger haben sollten, schauen nach Ursachen für die Entstehung Ihres Krebses in Ihrem Alltagsverhalten und Umfeld oder wir helfen Ihnen durch Achtsamkeitsübungen und Meditation Ihr Immunsystem zu stärken, so dass Nebenwirkungen verringert werden können und Ihr Genesungsprozess beschleunigt werden kann.“
„Wow das klingt ja alles sehr interessant. Womit würden Sie mir denn raten anzufangen?“
„Nun machen Sie sich erst einmal mit den Methoden auf der Biokrebsseite und bei Dr. Douwes auf seiner Homepage vertraut. Wir können dann beim nächsten Mal das weitere Vorgehen besprechen. Vielen Dank erst einmal für Ihr Vertrauen.“
„Ich bedanke mich auch. Es war interessant Ihnen zuzuhören und ich habe jetzt erstmal richtig Lust auf eine eingehende Recherche: Nochmal herzlichen Dank und ich freue mich auf unser nächstes Gespräch in 14 Tagen, den 2. Termin hat ja meine Tochter schon mit Ihnen ausgemacht.
Ich verabschiede mich und freue mich auch auf den Folgetermin. Vielleicht tauchen wir dann tiefer in die Botschaften seiner Erkrankung ein.
Bis zum nächsten Beitrag!
Dein TBAcare Team