In der obigen Aussage treffen sich gleich zwei große Punkte, die in unserer Gesellschaft leider nicht genügend beleuchtet werden. Also möchten wir dies hier kurz tun, um dann v.a. auf den Hintergrund der Psychoonkologie für Krebserkrankte zu sprechen zu kommen.
Den Satz „einen an der Klatsche haben“ kennst Du sicher auch. Kommen bei Dir da auch so negativ besetzte Gefühle, eine gewisse Abneigung auf? Siehst Du vor deinem inneren Auge sofort einen langen weißen Krankenhausgang, verschlossene Türen und ein großes Psychatrie-Schild? Zwangsjacke und einen Raum mit Gummi ausgekleidet?
Dieses veraltete und unwahre Bild einer psychiatrischen Station entsteht leider noch zu Genüge in den Köpfen der Menschen. Dabei sind psychische Erkrankungen „nur“ das – Erkrankungen.
Bei jeder anderen Erkrankung oder Verletzung – dem kleinsten Schnupfen, einem gequetschten Finger, oder Heiserkeit – wird üblicherweise ein Arzt aufgesucht oder mit Hausmitteln versucht, entgegenzuwirken.
Und nun stellt sich für uns die Frage: Warum wird auf die Psyche nicht genauso geachtet und sie nicht ebenso gepflegt und aufgepeppelt, wenn nötig? Warum ist der Gang zum Therapeuten noch so ein Tabu-Thema?
Unsere Arbeit bei TBAcare ist von der Ganzheitlichkeit geprägt. D.h. wir achten auf den Körper – aber auch auf die Seele und den Geist. Und nur durch ein gutes Zusammenspiel der Drei kann es überhaupt zu Genesung kommen. Sie laufen zusammen und sind mit Zahnrädern verbunden, stockt es bei einem wird es über kurz oder lang Auswirkungen auf die anderen haben.
Und dann sind wir schon bei dem zweiten Punkt:
Wie gehört nun Krebs und die Klatsche, also Psyche, zusammen?
Immer noch gibt es Krebspatienten, denen im Rahmen ihrer Krebsdiagnose kein psychoonkologisches Gespräch angeboten wird – und das, obwohl es seit 2014 eine Leitlinie gibt, die allen Krebspatienten diese Unterstützung empfiehlt.
Und hier ist die Krux: Selbst wenn Unterstützung angeboten wird, trauen sich viele nicht diese anzunehmen. Oft beruht dies auf Halb- oder Unwissen und Scham (siehe auch wie oben besprochen: „Klatsche“).
Dabei wissen wir doch, dass die innere Haltung und die Gedanken, die man sich macht, eine große Rolle spielen. Und das besonders, wenn es solche Situationen wie Krebsdiagnosen im Leben gibt, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen.
Bei der Krebserkrankung wird mittels Therapie und Behandlung versucht, den Körper von der Erkrankung zu befreien. Würde es denn nicht Sinn machen, auch die Psyche/Seele/Geist/Kopf mit einzubeziehen und als hilfreiche Stütze im Kampf gegen die Krankheit zu nutzen?
Dann bleibt die Frage:
Was macht denn nun ein psychoonkologischer Berater?
Wofür – genau – ist er gut?
Unserer Definition nach sind Berater eigentlich BegleiterInnen auf einer (Krebs-)Reise. Sie machen Mut, sind mit Herz, Verstand und Achtsamkeit dabei und haben v.a. Respekt vor dem Leben und den Herausforderungen der KlientInnen. Speziell bei einer Krebserkrankung sind psychoonkologische BeraterInnen unterstützend tätig, um KlientInnen das Licht am Horizont wieder sehen zu lassen, wenn Ängste, Hoffnungslosigkeit, Wut, Trauer, und all diese Emotionen, die völlig legitim und unvermeidbar aufkommen werden, drohen Überhand zu nehmen.
Die Krebsdiagnose ist ein heftiger Einschnitt in die Normalität und wühlt alles auf, dreht alles um, und holt die tiefsten Tabu-Themen aus der Dunkelheit heraus, nur um sie ins pralle Sonnenlicht in die Mitte zu stellen.
…Und damit soll man nun umgehen?
Das erfordert viel Kraft und v.a. Hilfe. Man muss nicht alles allein bewältigen. Es gibt Menschen, die auch nur Zuhören, in der Präsenz sind und alle Gefühle des Gegenüber aushalten und mittragen. Das sind psychoonkologische Berater.
Wenn man es aufzählen wollte, was eine psychoonkologische Beratung bringt und was die Berater leisten, dann folgendes:
Kurzum: Es kann nur Gutes bringen.
Bei TBAcare sind wir der Überzeugung, dass der/die KlientIn die Lösung oder alles, was zur Lösung gebraucht wird, schon in sich trägt. D.h. wir sagen niemandem was er tun sollte oder tun muss (wir sind keine Therapeuten oder Ärzte), sondern wir leiten mit Fragen oder Metaphern, imaginativen Verfahren oder Methoden dorthin, wo der Klient uns führen mag. Manchmal braucht es nur eine andere Perspektive oder ein offenes Ohr.
Wir wünschen uns, dass jeder Erkrankte Zugriff auf diese (psychoonkologische) Beratung bekommt und dann auch wahrnimmt. Wir wünschen uns, dass die Psyche genauso gezielt und vorurteilsfrei behandelt wird, wie der Körper und wir wünschen uns, dass jeder Krebspatient und Angehöriger die Hilfe und Unterstützung erfährt, um das Leben zu leben, was sie sich wünschen. Und zwar trotz und mit der Krebserkrankung.
Hol dir Hilfe! Du musst diesen Weg nicht allein gehen!
Gerne kannst Du Dich an uns wenden oder frage deinen Behandler nach Optionen. Die Psychoonkologie ist für Dich da und darf genutzt werden.
Dein TBAcare Team