Herzlich Willkommen zum Tag 2
Besonders die Nebenwirkungen der Behandlung sind der Faktor, der den Patienten und den Angehörigen ganz viel Geduld abfordert. Wären alle Behandlungen ohne Nebenwirkungen, dann wäre die Erkrankung Krebs wohl viel leichter zu überwinden. Leider sind wir allerdings noch lange nicht so weit und daher kümmern wir uns heute um die leidende Seele, wenn gravierende Nebenwirkungen auftauchen.
Das heutige Video
Die wichtigsten Nebenwirkungen und ihre Auswirkungen auf die Psyche
Haarausfall
Besonders auf Frauen hat der Haarausfall eine gravierende Wirkung. Schon im Vorfeld der Behandlung ist dieses Thema sehr schwierig. Es gibt Frauen, die sehr stolz auf ihre Haare sind und ihnen auch entsprechende Zeit widmen. Nun soll das alles vorbei sein? Das Selbstwertgefühl kann dadurch sehr stark betroffen sein. Nun gilt es sich frühzeitig proaktiv an eine neue Haarsituation zu gewöhnen. Vielleicht schon vor der Behandlung zum Frisör gehen und sich an eine Kurzhaarfrisur gewöhnen und dann sich vielleicht für diese Frisur eine Perücke anfertigen lassen. Vom Gebrauch her sind Kurzhaarperücken einfacher zu handeln, als Langhaarperücken. Unbedingt sollte eine psychoonkologische Beratung stattfinden, denn mit einer einfühlsamen Begleitung können solche Übergangsprozesse leichter überstanden werden.
Geschmacksverlust und Gewichtsabnahme
Viele Menschen essen leidenschaftlich gerne. Ich selbst gehöre auch dazu. Eine Chemotherapie, besonders aus der Cis-Platin-Reihe erzeugt eine geschmackliche Fehlwahrnehmung, da auch die Geschmackspapillen davon beeinträchtigt werden. Die meisten beschreiben den nun wahrnehmbaren Geschmack als papier- oder kartonähnlich oder als sehr metallisch. Das Essen macht keinen Spaß mehr und viele fallen vom Fleisch. Hier kann eine psychoonkologische Beratung helfen dieser oralen Fixierung auf den Grund zu gehen und zu eruieren, was über das Essen kompensiert wird.
Erektionsstörungen
Auch hier sind wir wieder im Bereich des Selbstwertes, der enorm beeinflusst wird, wenn der Mann „nicht mehr kann“, nicht mehr „seinen Mann steht“.
Der Volksmund macht es schon deutlich, dass das Stehvermögen eines Penis anscheinend etwas mit dem Grundcharakter des Menschen zu tun haben soll. Dies ist natürlich nicht wahr. Wer sich nur über sein Geschlechtsteil definiert hat generell eine Selbstwertproblematik, die es anzuschauen gilt. Diese genitale Fixierung ist aber gerade in der heutigen Zeit immer wieder zu finden. Hier gilt es natürlich generell herauszufinden, was denn außer dem Penis noch liebenswert an dem Mann zu finden ist. Welche Fähigkeiten hat er denn? Welche Werte macht er sich zu eigen und welchen Sinn ergibt sein Leben.
Dies sind alles wichtige Fragen, die von der Fixierung auf ein Körperteil wegführen zu größeren Themen im Leben und die z.B. mit einer psychoonkologischen Beratung erarbeitet werden können.
Chronische Müdigkeit
Immer wieder kommen wir auf den Selbstwert oder das Thema Minderwertigkeitskomplex zurück. Durch die chronische Müdigkeit ist der Patient natürlich nicht mehr wie gewohnt leistungsfähig und das macht ihm zu schaffen. Er kennt sich als zupackendes und alle Probleme lösendes Wesen und nun ist er zu müde, um Dinge in die Hand nehmen und erfolgreich zum Ende zu führen. Das ist für ihn peinlich und zusätzlich demotivierend. Es kann ein Teufelskreis beginnen, der bis hin zu einer Depression münden kann. Hier ist es wichtig das Prinzip der kleinen Schritte zu beachten und für sich klar zu bekommen, dass alles geschafft werden kann, wenn die Schritte nur klein genug sind. Sich auf das zu konzentrieren, was gerade im Moment ansteht und dann auch kleine Erfolge zu feiern. Wie bei allen psychischen Belastungen ist die Unterstützung eines psychoonkologischen Beraters oder einer Beraterin sehr hilfreich.
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Wenn Du mehr darüber lernen möchtest, wie Du Patienten auf der psychischen Ebene begleiten kannst, dann melde Dich zu unserer psychoonkologischen Beraterausbildung an!