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Wenn wir in der Beratungstätigkeit mit Paaren arbeiten, dann sind natürlich erst einmal wichtige Grundlagen in der Beziehung abzuklopfen und wieder stabil zu integrieren. 4 wichtige Basispunkte sollten dabei beachtet werden, bevor wir uns den Dyaden in der Partnerschaft zuwenden.

Diese 4 zentralen Partnerschaftsvoraussetzungen sind:

  1. Kommunikation,
  2. Selbstreflexion,
  3. Konfliktbereitschaft,
  4. mehr als Sex und Beziehungspflege.

Kommunikation

Zur Kommunikation gehört einfach dazu, dass Paare eine gute Vertrauensbasis benötigen, damit der Partner von mir alles erfahren kann, was ich bereit bin mitzuteilen. Dort wo etwas verschwiegen wird, ist immer ein dahinterliegendes Bedürfnis, das wir uns nicht trauen mitzuteilen. Damit kommen wir aber in eine Abwertung des Partners und meiner eigenen Bedürfnisse hinein, die zu weiteren Konflikten führen kann.

(siehe auch Blogartikel >> Schonungsnummern)

Daher ist es ganz wichtig einmal hinzuspüren, aus welchen Gründen wir unser „Geheimnis“ und das damit verknüpfte Bedürfnis nicht mitteilen können. Eine gute Möglichkeit Kommunikation in einer Partnerschaft zu pflegen, sind sogenannte Systemische Dialoge.

Dafür sollten sich die Partner eine Stunde Zeit nehmen und dann beginnt der eine 20 Minuten zu erzählen, wie es ihm aktuell geht und was er in seiner Welt so erlebt. Nach dieser Zeit fasst der andere Partner zusammen, was er verstanden hat und kann dabei nochmals vom Partner auf Missverständnisse hingewiesen werden. Dann ist der andere Partner mit seinen 20 Minuten dran. Wichtig: wenn nach 15 Minuten vermeintlich nichts mehr kommt, dann bitte trotzdem warten, auch schweigend, bis die Zeit um ist. Meist kommt dann doch noch ein spannendes Thema auf, das vielleicht vorher noch nie angesprochen wurde.

Selbstreflexion

Selbstreflexion ist natürlich eine generelle Voraussetzung für Persönlichkeitsentwicklung. Also die Neugierde an den eigenen Stolperfallen, die man sich selbst immer wieder stellt und das Interesse daran diese auch beheben zu wollen. Wenn wir in unserem Partner jemanden finden könnten, der uns mit allen Macken kennt und trotzdem bei uns bleibt, dann ist das eine wunderbare Möglichkeit zum Wachsen und zur Entwicklung. Meist ist es der Partner, der uns genau an einem wunden Punkt triggern kann und zur Weißglut bringen kann. Genau hier geht der Weg zur Selbstreflexion los: Was spiegelt mir der Partner, was ich bei mir selbst nicht sehen möchte? Welche Anteile von mir sind nicht gelebt und werden durch den Partner gelebt?

Konfliktbereitschaft

Nur wenn ich dann also bereit bin auch Konflikte austragen zu wollen, können wir uns in der Partnerschaft auch den unangenehmsten Seiten von uns stellen und mal den „Hulk“ in uns dem anderen zumuten. Konflikte basieren meistens auf Verhaltensweisen, die wir in unserer Kindheit kennenlernten, vorgelebt bekamen, und jetzt neu auflegen, weil uns konstruktivere Verhaltensvorlagen fehlen. Daher ist auch hier die Selbstreflexion eine wichtige Basis, um Konflikte immer konstruktiver werden zu lassen und aus Automatismen der Kindheit auszusteigen.

Sex und Beziehungspflege

In der Sexualität kann in einer dauerhaften Partnerschaft natürlich auch etwas ganz Verblüffendes passieren. Die Intensität des gegenseitigen Erlebens kann sich immer weiter steigern, je mehr Achtsamkeit und liebevolle Zuwendung entstehen. Dabei kann es zum Beispiel eine sehr einfache Übung sein die Augen beim Küssen und sogar beim Orgasmus offen zu lassen. Allein durch diese winzige Veränderung im Zusammensein können ganz viele neue Erlebnisebenen erschlossen werden und die Intimität gestärkt werden.

Die Dyaden in der Partnerschaft

Nun aber zu den versprochenen Dyaden in der Partnerschaft, die zur Beziehungspflege dazugehören. Eine Dyade ist ein Wortpaar, das auch Gegensätzliches ausdrücken kann. Wir wollen uns hier den 3 Hauptdyaden innerhalb einer Partnerschaft zuwenden:

Dyaden in der Partnerschaft

Nähe & Distanz

Vielleicht kennst Du das, ein frisch verliebtes Pärchen begegnet Dir und Du denkst, dass Du die beiden schon lange nicht mehr gesehen hast. Die beiden kleben aneinander wie zwei klebrige Bonbons. Sie sind sich selbst genug und hängen nur noch gemeinsam rum. Freunde sind in Vergessenheit geraten und manchmal sogar verstoßen worden, weil eine Akzeptanz zum neuen Partner fehlte.

Die beiden sind also nur noch auf dem Nähe-Pol der Dyade gelandet. Spätestens nach einigen Monaten wird sich allerdings der andere Pol, die Distanz, wieder bemerkbar machen und einer der Partner wird das Gespür von Langeweile, mangelnder Anziehungskraft und den Wunsch nach Neuem wahrnehmen und versuchen die Nähe etwas mehr in Distanz zu bringen.

Eigentlich wäre von Anfang an ein gesundes Pendeln zwischen den Polen wünschenswert. Jetzt aber muss der autonomere Partner diesen Distanzwunsch mit viel Mut und Durchhaltekraft, aber auch mit Liebe, an den anderen Partner heranführen. Das kann zu Konflikten und Verlassen-werden-Ängsten führen und das Paar kommt in eine erste Krise.

Hierin sollte erkannt werden, dass das Schwingen zwischen den Polen, in denen intensive Nähe, aber auch Abstand und Differenzierung, zum Gelingen der Partnerschaft beitragen kann.

Also sollte das Paar erst einmal definieren, was Distanz bedeutet für das Paar. Wenn einer der Partner dies als Liebesverlust und Bedrohung definiert, dann ist es sehr wichtig klar zu bekommen, dass Spannung (also auch im elektrischen Sinne, aber auch im Bereich der Sexualität) nur dann entstehen kann, wenn die Pole einen Abstand zueinander aufweisen. Wenn die Pole zusammengeführt werden, dann gibt es einen Kurzschluss (Orgasmus?). Distanz ermöglicht Spannung und Neugierde aufeinander.

Was hast Du erlebt, als Du alleine unterwegs warst? Ist Dir etwas Spannendes widerfahren? Ich habe Interesse an Dir!

Und dieses Interesse an einem Partner, der vorher so angekettet war und mir so vertraut war, wie ich selbst, kann erst durch die Distanz, das Auseinandersetzen wieder aufleben.

Geben & Nehmen

In der zweiten Dyade betrachten wir den Ausgleich von Geben und Nehmen. Dies ist die maßgebliche Dyade für Paare, die schon länger zusammen gewesen sind. Jeder gibt und jeder nimmt in einer funktionierenden Beziehung. Manchmal geht der eine in Vorausleistung, dann wieder der andere Partner. So entspricht das dem Wippen auf einer Spielplatzwippe: Mal ist der eine oben, mal der andere. Wir erinnern uns an die Situation, wenn der andere sich so weit nach hinten setzen und uns in der Luft „verhungern“ lassen konnte. Dann macht das Wippen keinen Spaß mehr und wir fangen an nervös darum zu betteln wieder heruntergelassen zu werden. Es wird einseitig und so kann das Wippen keinen Spaß mehr machen.

Genauso bei den Dyaden. Wenn eine Seite zu sehr oder nur noch betont wird, dann hört der Spaß auf. Wenn das Paar in einer Dysbalance feststeckt, dann wird bei dieser Dyade aufgerechnet, wer wem wann was mehr gegeben hat. Der Partner ist oft überrascht, wenn er hört, dass es eine Dysbalance geben soll. Er hat sich wohlgefühlt in seiner Position und gar nicht bemerkt, dass sein Partner sich „ausgenutzt“ fühlt.

Woran liegt es, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen geben kann?

Es ist jetzt höchste Zeit darüber zu reden, was jeder der Partner als „Geben“ ansieht. Beginnt das schon beim Frühstück zubereiten, beim Müll raustragen, bei den alltäglichen Dingen eines normalen Tages? Oder sind es die besonderen Dinge, die wir auf die Geben-Waage legen, wie zum Beispiel ein kostbares Geschenk, eine Reise, die wir schenken oder ein Theaterticket? Macht doch mal als Paar eine Aufstellung darüber, wie es diesbezüglich aussieht. Oft sind die Partner darüber sehr erstaunt was sich auf den Waagschalen so alles ansammelt.

Zu dem Thema gehört aber auch das bewusste Nehmen! Wenn ich das, was mein Partner mir gibt, gar nicht richtig wahrnehme, vielleicht sogar abwerte, dann entsteht auch dadurch die Dysbalance. Also eine interessante Frage wäre: Was nehme ich heute wahr, was mein Partner mir gegeben hat?

Macht & Ohnmacht

Zur letzten Dyade könnte wieder ein ganzes Buch geschrieben werden. Wie sieht es mit der Machtverteilung in der Beziehung aus? Natürlich gibt es Sado Maso-Beziehungen im Extremfall in denen es klar ist, wer hier die Macht in welchem Bereich ausübt. Doch auch klassische Alltagsbeziehungen haben manchmal diesen Aspekt. Da sagt zum Beispiel der Mann: „Meine Frau hat die Macht über die Finanzen, sie managt das alles mit den Banken, Überweisungen und Rechnungen. Ich habe da vollstes Vertrauen.“

Er hat die finanzielle Macht ganz an seine Frau abgegeben. Er verdient das Geld, sie verwaltet es. In welchem Bereich des Lebens erhält er die Macht?

Meistens haben die Frauen die Beziehungsmacht. Das heißt, dass sie durch die größere Nähe zu den Kindern hier leichter Allianzen schließen kann und damit auch die Beziehung zur Gesamtfamilie mächtiger beeinflussen kann. Wieso ist diese Dyade so wichtig in Beziehungen?

Genau wie bei den anderen Dyaden kommt das Problem erst zum Vorschein, wenn das Wippen aufhört und nur noch ein Partner das „Sagen“ hat. Das allein schafft noch kein Problem, wenn der andere diese Macht gerne abgibt und sich im Leben leiten lassen will. Entwickelt sich jedoch das eigene Selbstwertgefühl und das Bedürfnis nach aktiver Gestaltung im Leben, dann ist der Weg aus der Ohnmacht hinein in eigene Machtbereiche gebahnt. Die innere Opferhaltung wird nach persönlicher Entwicklungsarbeit aufgegeben und eine ‚Ich bin Okay und Du bist Okay‘-Haltung kann gefunden werden.

(siehe auch >> Thomas Harris: ‚Ich bin o.k. Du bist o.k.‘

Nun wird der alte symbiotische Beziehungsvertrag (du machst das für mich und ich mache das für Dich, damit Du es nicht tun musst) aufgekündigt und es werden neue Machtbereiche gefunden, die allerdings miteinander austariert werden müssen. Ab jetzt kann ein Problem entstehen, wenn der andere Partner nicht bereit ist seine Machtbereiche zu teilen oder aufzugeben, weil er sich darüber gelernt hat zu definieren. Sobald also ein Partner sich bewegt und eine Eigenentwicklung voranbringt, wird das alte Machtsystem nicht mehr funktionieren.

Diese Dyade ist also sehr schwierig zu erkennen, aber sehr wirksam auf unsere Partnerschaften.

Auf unserem Youtube-Kanal erläutert Thomas diese Dinge auch nochmal in einem Video:

Wer gerne in diesem Bereich bei sich weiterforschen möchte, ist herzlich eingeladen sich eine tiefergehende Beratung bei uns geben zu lassen. Schreib uns gerne eine Email an info@tba.care!

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